Schwerhörigkeit und Ohrdruck

Nicht alle Frequenzbereiche, in denen ein Ohr hört, enthalten für das Verständnis von Sprache relevante Information. Wenn ein plötzlich auftretender Hörverlust solche ganz tiefen oder ganz hohen Frequenzen betrifft, werden diese nicht als Schwerhörigkeit, sondern meist als Druckgefühl im Ohr wahrgenommen. Daher beschreiben wir den Ohrdruck zusammen mit der Schwerhörigkeit.

Diagnostik

  • Untersuchung mit dem Ohrmikroskop
  • Ton und Sprachhörtest
  • Untersuchung der Schwingungsfähigkeit des Trommelfelles
  • Otoakustische Emissionen und Hirnstammaudiometrie zur Unterscheidung von Schwerhörigkeiten der Hörschnecke und des Hörnervs
  • Evtl. Mitbeurteilung des Gleichgewichtsorgans (s. Schwindel)

Therapie

  • Reinigung des Gehörgangs bei Verlegung durch Ohrenschmalz
  • Bei Flüssigkeit hinter dem Trommelfell zunächst medikamentöse Therapie, falls erfolglos Trommelfellschnitt in lokaler Betäubung
  • Bei Hörsturz (plötzlicher, einseitiger Funktionsverlust der Hörschnecke) medikamentöse entzündungshemmende und Durchblutung fördernde Therapie, evtl. Medikamentengabe direkt ins Mittelohr (intratympanale Cortisonherapie)
  • Bei Mittelohrschwerhörigkeit hörverbessernde Mittelohroperation in Vollnarkose oder Hörgeräteverordnung
  • Bei Innenohrschwerhörigkeit Verordnung von Hörgeräten und Überprüfung des Versorgungserfolgs

Wie funktioniert Hören?

Das Ohr ist ein extrem komplexes Organ, das aus verschiedenen Teilen besteht. Beim Hörvorgang werden die Schallwellen von der Ohrmuschel aufgefangen und über den Gehörgang zum Trommelfell weitergeleitet. Das Trommelfell wird in eine Schwingung versetzt, die dann über die Gehörknöchelchen durch das luftgefüllte Mittelohr auf das mit Flüssigkeit gefüllte Innenohr, die Hörschnecke, übertragen wird. Im Innenohr sitzen die Haarzellen, von denen die einen (äußeren Haarzellen) die mechanische Schwingung im Innenohr aktiv verstärken oder abschwächen können, die anderen (inneren Haarzellen) wandeln die mechanische Schwingungsenergie dann in elektrische Poteniale um. Diese elektrischen Potentiale werden dann über den Hörnerv zum Gehirn weitergeleitet und dort als Ton wahrgenommen.

Wie wird das Hören untersucht?

Jeder einzelne dieser Schritte der Schallweiterleitung und -Verarbeitung kann gestört sein und dadurch zu einer Schwerhörigkeit führen. Wenn wir HNO-Ärzte bei einem Patienten mit einer Schwerhörigkeit ein Ohr untersuchen, führen wir zunächst eine Ohrmikroskopie durch, um eine Verlegung des Gehörgangs durch Ohrschmalz, entzündliche Schwellungen oder Wucherungen auzuschließen. Wenn durch eine eventuelle Entfernung die Beschwerden nicht verschwinden, müssen Hörtests durchgeführt werden. In vielen Fällen von Schwerhörigkeit reichen uns wenige kurze Tests, um das Problem eindeutig einzuordnen. Wenn wir bei komplizierteren Fälllen alle Tests brauchen, dann bitten wir um Verständnis dafür, dass dies nicht in allen Fällen bei einem Termin möglich sein wird. Manche Tests dürfen auch bei einer neu aufgetretenen Schwerhörigkeit nicht sofort gemacht werden. Sie bekommen dann unter Umständen für weitere Tests einen extra Termin.

  • Wir können mit Hilfe der Tympanometrie überprüfen, ob das Trommelfell normal schwingen kann.
  • Bei der Tonaudiometrie bekommen Sie Töne verschiedener Frequenzen zu hören, die langsam lauter werden und Sie müssen angeben, wann Sie den Ton das erste Mal wahrnehmen. Sie gibt uns Auskunft über den Schweregrad der Schwerhörigkeit und ob es sich um eine Störung der Schallaufnahme und -übertragung über das Mittelohr (Schallleitungsschwerhörigkeit), oder aber über eine Störung der Umsetzung des Schalls in elektrische Energie im Innenohr und deren Weiterleitung zum Gehirn (Schallempfindungsschwerhörigkeit) handelt. Auch Kombinationen aus beidem kommen vor.
  • Die Sprachaudiometrie wird von den Krankenkassen als Grundlage für eine Hörgeräteversorgung gefordert, da mit Ihr auch der Erfolg kontrolliert werden kann. Sie ist aber auch in vielen anderen Situationen hilfreich, um die Plausibilität der anderen Test zu überprüfen oder seltene Schwerhörigkeiten zu erkennen, bei denen das Sprachverständnis sehr viel ausgeprägter eingeschränkt sein kann als die reine Tonwahrnehmung.
  • Zeigt die Tonaudiometrie eine Schallempfindungsstörung, können wir mit Hilfe der otoakustischen Emissionen die Funktion der äußeren Haarzellen testen, aber auch sehr kleine Schallleitungsschwerhörigkeiten, für die die Tonschwellenaudiometrie zu ungenau ist, können hier sichtbar werden.
  • Die Hirnstammaudiometrie (BERA = brain stem evoked resonse audiometry) macht die elektischen Potenziale an den inneren Haarzellen und deren weitere Verschaltungen in Hörnerv und Gehirn sichtbar und misst die Nervenleitgeschwindigkeit, sodass Sie uns Auskunft geben kann über Störungen, die den Hörnerv betreffen.

Warum und wie dringlich sollte eine Schwerhörigkeit behandelt werden?

Hier muss unterschieden werden, ob eine Schwerhörigkeit nur ein Ohr oder beide Ohren betrifft und zwischen Schwerhörigkeiten, die sich langsam entwickeln und die relativ plötzlich auftreten. Insbesondere bei einer plötzlich aufgetretenen Schwerhörigkeit eines Ohres sollten Sie sich innerhalb weniger Tage HNO-ärztlich untersuchen lassen. Es kann sich in diesem Fall um einen Hörsturz handeln. Eine Behandlung sollte möglichst nach einigen Tagen, spätestens aber innerhalb der ersten 3 (-6) Wochen beginnen, da sonst die Aussichten auf Erfolg nur noch gering sind. Auch der Hörsturz ist jedoch kein wirklicher Notfall, Sie können in aller Regel bis zum nächsten Morgen oder an Wochenenden bis zum Montag abwarten, ohne dass Sie etwas verpassen. Der einzige echte Ohren-Notfall ist eine Schwerhörigkeit, die im Rahmen von Ohrenentzündungen auftritt und von Drehschwindel und evtl. Pfeiffen im Ohr begleitet wird. In diesem Fall muss schnellstmöglich behandelt werden, um bleibende Hörschäden zu verhindern.

Bei Schwerhörigkeiten, die sich langsam entwickeln besteht keine Eile. Allerdings sollten auch sie abgeklärt und behandelt werden. Bei einseitigen Schwerhörigkeiten kann auch einmal ein Tumor des Gleichgewichtsnervs oder ein Cholesteatom dahinterstecken, deren Behandlung schwieriger wird, je länger man damit abwartet. Bei der beidseitig langsam zunehmenden Schwerhörgkeit sollte nicht zu lange mit einer Hörgeräteversorgung gewartet werden, da der Hörnerv wenn er in bestimmten Frequenzbereichen längere Zeit nicht gebraucht wird seine Funktion einstellt, gerade so wie ein Muskel der nicht trainiert wird. Außerdem beschleunigen Schwerhörigkeiten den geistigen Abbau im Alter, da viele den Kontakt zu Menschen meiden, wenn sie im Gespräch immer nachfragen müssen.

Welche Ursachen für Schwerhörigkeit gibt es und wie werden diese behandelt?

Schwerhörigkeiten, die den Gehörgang betreffen

  • verlegende Ohrschmalzpröpfe (Cerumen obturans) sind eine der häufigsten Ursachen für eine plötzlich auftretende Schwerhörigkeit überhaupt. Oft bestehen zusätzlich schmatzende oder rauschende Ohrgeräusche. Auch wenn sich Ohrschmalzpfröpfe natürlich nicht von heute auf morgen bilden, treten Beschwerden doch meist ganz plötzlich auf, nämlich ab dem Moment, in dem der Gehörgang vollständig verlegt wird. Oft passiert dies nach dem Baden oder Duschen, wenn das Ohrschmalz durch die Feuchtigkeit aufquillt. Auch kleine Mengen von Ohrenschmalz oder selbst nur ein Haar, das beim Haare Schneiden in den Gehörgang gelangt und in direkten Kontakt mit dem Trommelfell kommt, können unangenehmen Ohrdruck auslösen. Wenn uns solche Fremdkörper als Ursache der Beschwerden wahrscheinlich erscheinen und sie nach der Entfernung besser hören oder der Druck verschwunden ist, sind keine weiteren Untersuchungen notwendig. Sollten Sie in diesem Fall aber doch weiter Beschwerden haben, stellen Sie sich bitte kurzfristig wieder für eine Kontrolluntersuchung vor.
  • Gehörgangsexostosen sind kugelige Knocheneubildungen, die meist durch das wiederholte Eindringen von kaltem Wasser in den Gehörgang entstehen. Wir finden sie regelmäßig bei Wassersportlern wie Surfern und Schwimmern. Meist verursachen sie keine Beschwerden und müssen dann auch nicht behandelt werden. Wenn sie allerdings zu wiederkehrenden Gehörgangsentzündungen oder zu einer Schallleitungsschwerhörigkeit führen, sollten sie durch eine Gehörgangsoperation entfernt werden, die wir ambulant oder stationär im Klinikum Landsberg durchführen.

Schwerhörigkeiten, die das Trommelfell und das Mittelohr betreffen

  • Störungen des Druckausgleichs (Tubenventilationsstörung) sind eine sehr häufige Ursache für Ohrdruck und leichte Schwerhörigkeit. Im gesunden Zustand herrscht im Mittelohr der gleiche Druck wie im Gehörgang, da sich bei jedem Schlucken die Eustachische Röhre, eine Verbindung vom Mittelohr in den Nasenrachen, kurz öffnet. Bleibt diese Öffnung aus, so bildet sich rasch ein Unterdruck im Mittelohr, der das Trommelfell nach innen zieht, sodass es nicht frei schwingen kann. Der Schall wird dadurch v.a. in den tiefen Frequenzen schlechter übertragen. Auch rauschende Ohrgeräusche können auftreten. Wenn der Druckausgleich über einen längeren Zeitraum gar nicht funktioniert, kann sich auch der Schleim, den die Mittelohrschleimhaut immer bildet, nicht ablaufen und sammelt sich als Paukenerguss hinter dem Trommelfell an. Oft treten plätschernde Ohrgeräusche auf und die Schwerhörigkeit verändert sich mit der Körperlage. Je länger ein solcher Erguss besteht, desto zäher wird der Schleim und desto ausgeprägter die Schwerhörigkeit. Bei Erkältungen sind Tubenventilationsstörungen und Paukenergüsse bei Kindern nomal und auch beim Erwachsenen häufig. Meist verschwinden die Probleme nach Ausheilung der Erkältung innerhalb von 2-3 Wochen von selbst. Geschieht dies nicht, kann ein cortisonhaltiges Nasenspray helfen, dass die entzündlich geschwollene Schleimhaut der Eustachischen Röhre abschwillt. Kommt es auch darunter nicht zu einer Abheilung, kann ein kleiner Schnitt ins Trommelfell (Parazentese oder Myringotomie) gemacht und der Erguss über den Gehörgang abgesaugt werden. Tritt eine Tubenventilationsstörung beim Erwachsenen ohne eine Erkältung neu auf, muss der Nasenrachen untersucht und eventuell eine Schichtbildaufnahme von Nasennebenhöhlen, Eustachischer Röhre und Mittelohr angefertigt werden. Bei manchen Patienten besteht eine Störung der Tubenventilation chronisch das ganze Leben über. Sie kann dann über den chronischen Unterdruck im Mittelohr zu chronischen Mittelohrentzündungen bis hin zur Knocheneiterung führen. In diesen Fällen können Kontrolluntersuchungen in regelmäßigen Abständen sinnvoll sein, insbesondere um die drohende Entwicklung eine Cholesteatoms rechtzeitig zu erkennen und frühzeitig behandeln zu können. Solange eine Tubenventilationsstörung besteht, darf nicht getaucht werden. Auch bei anderen Druckschwankungen wie z.B. beim Fliegen oder Bergbahn Fahren können starke Ohrenschmerzen bis hin zu Druckverletzungen des Ohres auftreten, die im ungünstigsten Fall bis zur Ertaubung führen können.
  • Auch eine konstant offene Eustachische Röhre (klaffende Tube) kann Beschwerden machen. Dabei werden die Druckschwankungen, die beim Ein- und Ausatmen im Nasenrachen entstehen auf das Mittelohr und das Trommefell übertragen, was die Patienten als Ohrdruck wahrnehmen. Zudem wird die eigene Stimme mit einem Wiederhall zwei Mal gehört, einmal direkt über die Eustachische Röhre und ein zweites Mal die über den Mund abgegebene Stimme, die auf dem normalen Weg über den Gehörgang leicht zeitversetzt ans Ohr gelangt. Das Phänomen wird auch als Autophonie oder Diplakusis bezeichnet. Das Problem tritt meist bei starker Gewichtsabnahme auf und kann dann oft über Zunehmen und viel Trinken behoben werden. Wenn das nicht gelingt ist eine Behandlung schwierig. Es kann bei großem Leidensdruck manchmal Erfolg versprechen, einen Hyaluronsäurefiller an die Öffnung der Eustachischen Röhre einzuspritzen. Wir haben solche Eingriffe in Einzelfällen bereits mit Erfolg durchgeführt, der Eingriff funktioniert jedoch nicht immer und wird nicht regelhaft von der Krankenkasse übernommen.
  • Ein Loch im Trommelfell führt zu einer schlechteren Aufnahme des Schalls und somit zu einer Schallleitungsschwerhörigkeit. Trommelfelldefekte können durch Verletzungen auftreten, noch häufiger sind sie aber Folge einer chronischen Entzündung. In aller Regel ist es empfehlenswert, Löcher im Trommelfell operativ zu verschließen, das es sonst meist zu wiederkehrenden Entzündungen und zu einer immer weiteren Verschlechterung des Hörens kommt. Je länger man mit einem Verschluss wartet, desto schwieriger wird oft der Eingriff und desto schlechter sind meist die langsfristigen Hörergebnisse. Wir führen Operationen zum Verschluss des Trommelfells, ggf. mit Ersatz der Gehörknöchelchen durch eine Prothese (Tympanoplastik) im Klinikum Landsberg stationär durch. Wenden Sie sich für diese Eingriffe bitte an PD Dr. Bernhard Olzowy.
  • Bei der Otosklerose kommt es aus ungeklärter Ursache zu einer zunehmenden Versteifung der Gehörknöchelchen und so zu einer über viele Jahre ganz langsam zunehmenden Schallleitungsschwerhörigkeit. Oft fällt zu Beginn nur ein Ohrgeräusch auf. Meist ist nur ein Ohr, selterner aber auch beide Ohren betroffen. Wenn die Schwerhörigkeit beeinträchtigende Ausmaße annimmt, kann der Steigbügel im Rahmen einer Operation (Stapesplastik) durch eine Prothese ersetzt werden und so das Hören meist verbessert werden. Der Eingriff ist aber mit dem sehr geringen Risiko einer vollständigen Ertaubung behaftet. Wir führen diiese Operation stationär im Klinikum Landsberg durch. Alternativ kann ein Hörgerät verwendet werden.

Schwerhörigkeiten, die das Innenohr und/oder den Hörnerv betreffen

  • Beim Hörsturz kommt es aus im Einzelfall ungeklärter Ursache zu einer plötzlichen Verschlechterung der Innenohrfunktion eines Ohres. Im vielen Fällen tritt zusätzlich ein Ohrgeräusch und seltener auch Schwindel auf. Patienten mit einem Hörsturz beklagen oft auch verzerrtes Hören und eine verstärkte Lärmempfindlichkeit. Vermutlich liegt in vielen Fällen eine Durchblutungsstörung zu Grunde. Ein Hörsturz ist kein Notfall, der nachts oder an Feiertagen untersucht und behandelt werden müsste. Sofern das Ohr nicht komplett ertaubt ist, kommt es ohne es ohne jede Therapie in mehr als der Hälfte der Fälle von selbst zu einer Erholung. Daher wird in den meisten Fällen erst nach ein paar Tagen mit einer Therapie begonnen. Wenn Sie den Verdacht auf einen Hörsturz haben und sofort etwas für Ihr Ohr tun wollen, bekommen Sie Ginkopräparate, die die Innenohrdurchblutung verbessern können, rezeptfrei in Ihrer Apotheke. Kommt es nicht innerhalb einiger Tage zu einer Erholung, ist nach den aktuellen Leitlinien - auch wenn dies bis heute umstritten ist - eine Cortisontherapie der nächste Schritt. Cortison kann über die Vene oder in Tablettenform verabreicht werden. Um das Innenohr zu erreichen, ist eine hohe Dosis Cortison notwendig, die auch zu nicht unerheblichen Nebenwirkungen (u.a. Steigerung von Blutdruck und Blutzucker, Magenschleimhautentzündung, Schlafstörungen, grüner Star, Gewichtszunahme) führen kann. Da auch die Cortisontherapie keine Garantie für eine Erholung des Gehörs bietet, empfehlen wir sie eigentlich nur bei sonst gesunden Patienten, bei denen keine schwerwiegenden längerfristigen Nebenwirkungen zu erwarten sind. Alternativ bieten wir als relativ neue Therapieform die intratympanale Cortisontherapie an, bei der eine ganz kleine Menge Cortison nach lokaler Betäubung mit einer Spritze durch das Trommelfell in die Paukenhöhle gegeben wird, von wo aus es in die Innenohrflüssigkeit diffundiert. So wird ohne wesentliche Cotisonbelastung für den Körper im Innenohr ein sehr hoher Cortisonspiegel erreicht. Aus zahlreichen Studien ist belegt, dass es durch eine intratympanale Cortisontherapie selbst nach erfolgloser Hochdosis-Cortisoninfusion noch zu Besserungen kommen kann, wenn innerhalb von 6, besser aber drei Wochen nach Beginn der Beschwerden mit der Therapie begonnen wird. Patienten, die noch kein Cortison bekommen haben, können wir auch die Teilnahme an einer Studie zu einem viel versprechenden neuen Hörsturzmedikament anbieten, das die Innenohrdruchblutung verbessert. Nach jedem Hörsturz sollte nach Stabilisierung des Hörvermögens nach einigen Wochen bis Monaten eine Untersuchung des Hörnervs erfolgen, s. Vestibularisschwannom.
  • Das Vestibularisschwannom (früher auch als Akustikusneurinom bezeichnet) ist ein seltener, von der Nervenscheide des Gleichgewichtsnervs ausgehender gutartiger Tumor, der oft zunächst einseitige Ohrgeräusche (Tinnitus) und eine einseitige Schallempfindungsschwerhörigkeit hervorruft. Daher sollte beim jedem Hörsturz im Verlauf einmal eine Hirnstammaudiometrie zur Bestimmung der Leitgeschwindigkeit des Hörnervs oder/und eine Kernspintomographie des Nervenverlaufs gemacht werden, um einen Tumor als Ursache des Hörsturzes auszuschließen. Da auch damit nicht alle Tumore erkannt werden, empfehlen wir nach Hörstürzen für ein paar Jahre jährliche Hörtestkontrollen, um eine unmerkliche weitere Hörverschlechterung durch ein eventuelles Tumorwachstum erkennen zu können. Je früher ein Vestibularisschwannom erkannt wird, desto weniger bleibende Schäden (bleibender Hörverlust, Gesichtslähmung) sind zu befürchten. Als Therapie kann eine Operation oder eine Bestrahlung an dafür spezialisierten Zentren durchgeführt werden.
  • eine beidseitige, langsam zunehmende Schallempfindungsschwerhörigkeit kann genetisch beding als hereditäre Innenohrschwerhörigkeit bereits im Kindesalter beginnen. Tritt sie im späteren Erwachsenenalter auf wird sie als degenerative Innenohrschwerhörigkeit, Alterssschwerhörigkeit oder Presbyakusis bezeichnet. Diese sehr unterschiedlich schnell forschreitende Hörverschlechterung mit dem Alter kann bislang nicht aufgehalten werden. Wenn sie beginnt, das Sprachverständnis im Alltag zu beeinträchtigen, sollte eine Hörgeräteversorgung angestrebt werden.

© Prof. Dr. Bernhard Olzowy, März 2018

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